Freitag, 17. Februar 2012

gestern in der kirche.

als bayer bin ich natürlich römisch katholisch getauft worden, gefragt hat mich keine, aber ausgetreten bin ich auch noch nicht.

als jugendlicher war ich sehr aktiv in der kirche, meßdiener.
wir hatten einen duften jungen kaplan und unternahmen viel miteinander, waren scherzeshalber seine leibgarde.

es war eine lebendige kirche, voller leben und viel gelächter. einmal, in einer messe "erbrach" eine kerze auf einmal ihren wachs und es hörte sich an, als würde ein mann am pissoir stehen und wir drei, also kaplan reese, thomas der andere meßdiener und ich standen kurz vor einem lachanfall. jeder biß sich auf die zunge, wir vermieden blickkontakte und schafften es halbwegs, die messe würdevoll zu beenden.

dann wurde kaplan reese versetzt und ein humorloser alter pfarrer erschien und behandelte uns mehr wie zwangsrekrutierte, war dann das ende meines meßdienerdaseins. und ich erkannte zum ersten mal, dass menschen die kirche mit leben füllten und nicht die kirche.
würde gerne wissen, was aus unserem kappi reese geworden ist....
na ja, geheiratet hab ich nicht in der kirche, frauke war konfessionslos und wir verzichteten auf gottes segen.

kirche wurde erst wieder aktuell, als unsere kinder zur welt kamen. frauke war erst gegen taufen, aber meine argumentation, man macht sich eher gedanken, auszutreten als irgendwo einzutreten hatte sie nichts entgegenzusetzen und der kompromiß war, da sie die katholische kirche für frauenfeindlich hielt, unsere tochter evangelisch taufen zu lassen
kostete dann viel überzeugungskraft bei der pastorin vor ort und viele hitzige diskusionen.....
bei unserem sohn ging es dann sehr rasch, frauke war schon schwer gezeichnet von ihrer erkrankung und wir ließen unseren sohn katholisch taufen.

dann starb meine frau, und besonders, wie sie starb... wäre mir gott da erschienen, ich hätte ihm in die fr..... schlagen können.

meine kirchenbesuche der letzen 10 jahr lassen sich an einer hand ablesen. beerdigungen meines vaters und dann meiner großmutter und tqante innerhalb eines halben jahres und die zwei kirchgänge zur einschulung meiner kinder, that's all.

vor ein paar monaten wurde meine tochter zur taufe des kindes einer freundin eingeladen und aus meinem " vielleicht" wurde irgendwie ein ja, warum auch immer, aber ich erkannte, es war ihr sehr wichtig. also fuhren wir dann die 160 km nach osnabrück.

mein höhepunkt des sonntags sollte dann am abend das fußballspiel sein.

dann waren wir in der kirche und ein relativ junger pastor zelebrierte eine vor lebenslust überschäumende predigt, voller leben, und menschlich von mensch zu menschen, gefiel mir sehr gut und erinnerte mich an meinen kaplan.

thema war liebe, familie, schutz und sicherheit und vertrauen.

er band die gemeinde ins geschehen mit ein und jeder war teil der messe.

nach der messe verdünnilisierte ich mich nach osnabrück zu mc doof und zu einem museum und lies das jungvolk alleine. als ich dann zurückkam, um meine tochter abzuholen, waren diese gerade auf einem spaziergang.

ich wurde eingeladen, solange bei kaffee und kuchen auf sie zu warten.
dazu muß man sagen, es handelte sich da um eine einrichtung für junge mütter, die lernen sollten, ihre kinder richtig aufzuziehen.

so saß ich mit zwei betreuern und einer jungen frau im rollstuhl und schlürfte so meinen kaffee, während die rollstuhlfahrerin sehr viel von sich erzählte, dass sie keinen e-rolli wolle, sich ihren eltern beweisen müßte usw usw. dabei bedachte sie auch mich mit blicken.
was mir erst auf dem rückweg klar wurde, sie redete auch mit mir, wollte als junge frau und mutter erkannt werden, die kämpfte für sich und ihr kind.

liebe, familie, schutz, sicherheit und vertrauen.....

gut das fußballspiel habe ich gesehen.. aber haften bleiben wird mir dieser sonntag wegen einem pastoren und einer jungen frau und mutter.....

erinnerungen aus der kindheit

wir kamen früher gut zurecht ohne handy und nervigen müttern, die pausenlos anriefen wo man sei, playstations oder web und chatten...

wir sind morgens ausm bett gesprungen, haben uns angezogen, ne schnitte gemacht und sind kauend zum nachbarn gegangen oder haben uns beim treffpunkt getroffen mit anderen aus dem dorf und waren den rest des tages verschwunden und erst der hunger trieb uns nach hause oder die finsternis.

bin in bayern groß geworden, in brannenburg/degerndorf mitten in den bergen, 5km von der österreichischen grenze entfernt im inntal. das dörfchen war überschaubar und egal welchen alters, man spielte miteinander.

wir gingen in die ställe, legten uns unter die kühe und tranken milch direkt vom erzeuger, "besuchten" die apfelbäume und kirschbäume der bauern und hielten uns feil, durst wurde am bächlein gestillt... man war autark...

bevor ich laufen konnte, stand ich schon auf skiern, bauten uns sprungschanzen um dann mit unseren schlitten halsbrecherisch und mit viel geschreie und blauen flecken dann zu schauen, wer am weitesten kam, schnitten die touris beim skifahren und nannten es versenken, wenn es sie zerlegte, bauten auf feldern im winter riesige festungsanlagen aus schnee und es entstanden riesige schneeschlachten..

besonders arg wurde es wenn es gegen die nachbarsdörfler ging.. au weija, schwer bewaffnet mit selbstgemachten speeren und pfeil und bogen ging es in die berge und wälder und auch da blieb kein auge unverfärbt ( einmal war es bei mir so schlimm, ich mußte eine augenbinde ein paar wochen tragen und war der held)
.
Im sommer "ritten" wir kühe zu, setzen mal einen ganzen acker unter wasser als wir einen genialen staudamm bauten am bach... man gab das ärger...
.
zum fernsehen hatte man eigentlich keine zeit und wenn gab es lessy oder flipper in schwarz weiß und es wurde dabei grundsätzlich geheult. später kam dann raumschiff enterprise und der zweikampf mit vater und seiner sportschau.....

war eine schöne zeit, und ich denke immer wieder gerne zurück an meine berge und einer zeit wo man noch kind sein durfte.

ich wohne mit meinen kindern auch wieder auf einem dorf mitten im walde und meine kinder haben das glück noch ähnlich aufwachsen zu können wie ich früher. vielen ist das nicht mehr vergönnt und das ist schade in unserer teletabbizeit voll computern und technik....

meine berge besuche ich fast noch jedes jahr, aber das dorf hat sich verändert, stark verändert.

der riesige acker, den wir unter wasser gesetzt haben und schlachten ausgefochtet haben, ist jetzt eine riesige siedlung von einfamilienhäusern.
aber den St. Margarethen gibt es noch und ist unangetastet mit seinem idiotenhügel, wo die touris skifahren gelernt haben und wohl immer noch lernen, den biberhügel und die berge ringsrum, wie wendelstein und riesenkopf....

ein schöner flecken erde und teil meiner kindheit....

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hi, ich bin der neue

ich kenn mich hier noch nicht aus mit euren geflogenheiten und eurer nettikette. aber vorstellen sollte man sich doch mal, macht man(n) nix verkehrt, denke ich :-) bin josj, alias jürgen, 47 jahre alt, alleinerziehender vater von zwei kindern und schreibe gerne geschichten. kleines hobby, was ich mir leiste. habe sonderpädagogik studiert und bin jetzt verrentet. vorne weg, ich bin selbstbewußter legastheniker und überzeugter der "britischen kleinschrift" und deutschlehrer sind mir schon in der schule ein greul gewesen *g* ich schreibe gerne lustige, aber auch ernste geschichten, philosophische oder wissentschaftlich angehauchte geschichten, also ausgewogen wie das leben... habe gestern mal schon drei geschichten zum besten gegeben und danke für die ersten reaktionen. scheint bei euch friedlicher zu zugehen als in meiner letzten community, aber kritiker sind bei mir auch gerne gesehen.... so long und einen schönen sonntag euch allen

dies gilt für alle meine texte

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*unschuldig guck* :-))
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