kleine Jagdgeschichte, weils gerade paßt :-)

Das ist die Geschichte eines Platzhirschs, eines Zwölfenders!

Es ist eine einfache Jagdgeschichte eines Leittieres einer kleinen Herde in irgendeinem Land in irgendeinem Wald.

Ein großes, starkes Tier, schlau und erfahren, und ein Tier, das am Leben gelernt hat, das leben gelernt hat und es immer zu meistern wusste.
Die Herde vertaute ihm und folgte seinen erlebten Weisheiten, die er auch durch seine Eltern und deren Eltern, aber eben auch durch seine Erfahrungen gemacht hatte.

Er kannte alle versteckten Wasserquellen, selbst wenn schlimmste Trockenheit den wald heimsuchte. Wußte in strengen Wintern seine Herde durch alle Gefahren zu bringen, wachte über seine Nachkommen und lehrte auch sie, wie er es tat, das Leben zu reiten.

Er erkannte Gefahren, erschnüffelte sie, bevor sie andere wahrnahmen, z.B. Wölfe, Raubkatzen oder auch Bären. Nie in all den Jahren verlor er auch nur ein Mitglied seiner Herde durch die ihn und seine Herde umgebenden Gefahren.

Es war eine glückliche Zeit, eine ruhige Zeit, eine harmonische Zeit, manchmal hart und entbehrlich, aber er war ein gutes Leittier und guter Beschützer.

Menschen tauchten in diesem Wald eher selten auf. Meist Jäger, die auf Kaninchen oder anderes Kleinwild Jagd machten, um ihren Kindern mal was Anderes auf den Tisch bringen zu können. Oder aber einfach Wanderer.

Manche sichteten diesen prächtigen Hirsch und sein schönes Geweih und fingen an, von ihm zu erzählen.
In ihren Erzählungen wurde er immer mächtiger und größer, und ihre Geschichten dieses Zwölfenders machten die Runde.

Erste Bekundungen über solch eine Trophäe kamen auf. Man sprach von sportlichen Jagdinstinkten und Jagdgeist, respektvoll sich diesem Tier nähern zu wollen und es zu stellen, und erste Jäger betraten den Wald, nicht um Fleisch zu machen, sondern um diesen Hirschen zu treffen und um ihn prunkvoll zu zeigen als Trophäe.

War es Glück, Zufall oder diesem Platzhirsch anzurechnen? Wer mag zu deuten?
Er wurde immer mal gesichtet, es wurde bestätigt, dass es ihn gab und seine Herde, aber es schien so, als wäre er den Jägern immer einen Schritt voraus oder lernte auch mit dieser Gefahr umzugehen, sie zu meistern.

Sagen umwitterten langsam diesen Hirsch, Indianerweisheiten wurden erzählt, wo große Krieger in solch stolzen Tieren weiterlebten, und das Interesse an diesem Tier stieg immer weiter an.

Jäger von immer weiter weg wollten sich mit dem Hirsch messen. Bessere Waffen, größere Waffen, mehr und besser ausgebildete Hunde um zu hetzen.

War es Glück, war es Zufall oder diesem Hirsch anzurechnen? Wer mag zu deuten? Er wurde gesichtet, es wurde bestätigt, dass es ihn gab, man erlegte auch immer mal ein Tier aus seiner Herde, gar das Muttertier seiner Kinder, aber wie ein Geist fand er immer wieder Wege, sich seinen sportlich-fairen Jägern zu entziehen.
Seine Herde wurde immer kleiner.Teils wurden sie Beute und kleine Trophäen. Teils verließen Tiere die Herde, instinktiv spürend, von diesem Hirsch ging Gefahr aus.

Unser Platzhirsch reagierte immer instinktiver, um seiner dahinschmelzenden Herde wieder das ruhige, besinnliche Leben zu bescheren. Er verließ den Wald und zog in Gebiete, die im Winter eine harte Zeit bescheren würden.

Längst war er nicht mehr so stattlich und schön anzusehen. Ausgezehrt, immer am wittern und in Bewegung vor einer Gefahr, die er nicht verstand.
Zum Schluss waren nur noch seine zwei Böcklein seine Wegbegleiter und von seiner Stattlichkeit blieb ihm nur sein wunderschönes Geweih. Er wusste nicht, dass gerade dies der Grund war für das Leben, das sie nun fristeten.

Und dann war es wieder so weit, Hundegebell überall, wieder war er auf der Flucht, sein einziges Ziel war es, die Meute von der Fährte seiner Jungen wegzulocken, um dann wieder irgendwie zu fliehen.
Aber diesmal war ihm das Glück nicht hold, von überall wütendes Gebell und Geschrei. Egal, wohin er flüchtete. Keine Wasserbäche, um seine Fährte zu verschleiern. Er rannte und rannte, versuchte alles, was er im Leben gelernt hatte, und die Jagd ging über Stunden.

Aber jedes Lebewesen hat seine Grenzen, auch er! Er war auf einen sportlich-fairen Gegner gestoßen, der stärker war als er.

Zitternd blieb er stehen, die Kraft wich aus seinen Gliedern, und sein Blick wurde leer.
Er sank erschöpft zu Boden und harrte des Schicksals, das da käme.

Dann erschien der Jäger auf der Lichtung, triumphierend erkannte er die Lage und sah das wunderschöne Geweih. Und in dem Moment, wo er anlegte, durchbrachen zwei junge Böcklein das Unterholz, zitternd und suchend.

Der Jäger verharrte in seiner Bewegung und zögerte.
Den Erfolg, das Tier gestellt zu haben, den hatte er bereits; aber um es zu beweisen, müsste er abdrücken. Beweisen? Was? Und wem?

Langsam senkte er die Waffe, zollte dem Hirsch seinen Respekt, drehte sich stumm um und verließ die zitternde Familie.

Ein paar Minuten später hörte er mehrere Schüsse.....

und ein Held war kurz danach in aller Munde.....

Wie der Leser bemerkt, ist dies keine Ich-Geschichte, also sie ist nicht mir passiert; auch ist sie mir nur zum Teil zugetragen worden. Ich bin der Beobachter, der versucht, alles zu verstehen und zu erzählen.

Was ist also zum Schluss passiert?

Ein anderes Jägerlein ist auf der Lichtung erschienen. Eigentlich kein richtiger Jäger. Er war noch nie auf der Jagd gewesen. Er erfuhr von diesem sagenumwobenden Tier so ganz nebenbei, kaufte sich eine tolle neue Waffe und eine supertolle Ausrüstung, ging in den Wald und verlief sich dort prompt.

Es war einfach Glück oder Fügung, dass er eben diese Lichtung betrat, die drei scheinbar schlafende Tiere sah und sein Glück erkannte.

Sofort hob er seine Waffe und feuerte auf die hilflosen Reste einer Herde.

Keiner der Schüsse fand ihr Ziel richtig, und sie verletzten die Tiere nur tödlich.

Es ist vielleicht ein trauriges Ende der Drei, aber kein sentimentales. Für die Hirsche gehört der Tod zum Leben dazu und wird akzeptiert, wie eben alle Unwägbarkeiten des Lebens.
Sie fragten sich nicht, warum sie da lagen, nach dem Sinn. Das sportlich-faire Trophäenhafte hätten sie eh nicht verstanden und auch nicht die Mittel, die da so definiert werden.

Sie lagen einfach da und warteten. Sie schauten sich tapfer in die Augen, aus denen Liebe, Respekt und Akzeptanz sprachen und die Gewissheit, das Leben gelebt zu haben und auf etwas gestoßen zu sein, was stärker schien als sie.

Dann brachen ihre Blicke, als letzter der des Hirsches, des Platzhirsches.

Der Held der Geschichte wurde das Jägerlein. Er arrangierte ein kleines Jagdzimmer um dieses edle Geweih, und aus allen Ecken kamen Leute, um es zu bewundern und diesem edlen Jäger ihren Respekt zu zollen, und seine Geschichten wurden länger und immer abenteuerlicher.

Zum Schluss fingen manche an zu lächeln. Aber nur wenige. Das Geweih fing mit der Zeit an zu verstauben, aber das ist eine andere Geschichte.

Aber noch etwas gibt es zu erzählen.

Zwei Tage nach dem Tod des Platzhirschs nahm ein bekanntes Gesicht, ein Jäger seine waffe, seine zwei Kinder und einen Kanister mit Benzin und begab sich mit allem in den Wald zu dieser Lichtung.

Dort angekommen übergoss dieser Jäger wortlos die Kadaver mit Benzin, warf seine Waffe dazu und steckte alles in Brand.

Dann setzte er sich zu seinen Kindern und erzählte von einem edlen, starken Tier, dem weisen Platzhirsch, wie ich es hier tue. Von Indianer-Weisheiten, wo große Krieger in Form von diesen edlen Tieren die Erde ab und an besuchen, von Willen und Glauben und auch von Respekt vor Allem, auch vor der Natur, ihren Gesetzen und über Lebensweisheiten.

Es wurde ein liebesvolles Gespräch, innig und voller Wärme, und es brachen keine Blicke, als ihre Augen sich trafen voller Liebe, Respekt, Toleranz und Akzeptanz und mit dem Willen, das Leben so zu
akzeptieren und anzunehmen und es reiten zu wollen.

Wer denkt, es ist eine traurige Geschichte und sentimental, der irrt.

Es ist eine einfache Jagdgeschichte mit einem Ende, das dem Leben entspricht und friedlich zu Ende ging und einen Helden hervorgebracht hat.

Der Hirsch war gebrochen, und er hätte sich und die Reste seiner herde nie durch den Winter gebracht. Alle drei wären elendig und langsam zugrunde gegangen.

Vielleicht ist uns sportlich-fairen Menschen solch ein Ende nicht gegeben. Radioaktive Wölkchen und Pillchen dagegen sind vielleicht nur ein Anfang eines verlogenen Todeskampfes.

Denn die Natur zollt uns keinen Respekt sondern sondert aus!

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hi, ich bin der neue

ich kenn mich hier noch nicht aus mit euren geflogenheiten und eurer nettikette. aber vorstellen sollte man sich doch mal, macht man(n) nix verkehrt, denke ich :-) bin josj, alias jürgen, 47 jahre alt, alleinerziehender vater von zwei kindern und schreibe gerne geschichten. kleines hobby, was ich mir leiste. habe sonderpädagogik studiert und bin jetzt verrentet. vorne weg, ich bin selbstbewußter legastheniker und überzeugter der "britischen kleinschrift" und deutschlehrer sind mir schon in der schule ein greul gewesen *g* ich schreibe gerne lustige, aber auch ernste geschichten, philosophische oder wissentschaftlich angehauchte geschichten, also ausgewogen wie das leben... habe gestern mal schon drei geschichten zum besten gegeben und danke für die ersten reaktionen. scheint bei euch friedlicher zu zugehen als in meiner letzten community, aber kritiker sind bei mir auch gerne gesehen.... so long und einen schönen sonntag euch allen

dies gilt für alle meine texte

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